Hamamness

Die Konversation mit Nuray Demir und Michael Anhoff startete in einer wohltuenden Atmosphäre, die mit dem Duft von Rosenwasser unterstützt wurde.
Nuray Demir erzählte uns von ihrem Projekt „Hamamness“, das erstmalig 2015 für das Live Art Festival produziert wurde. „Hamamness“ ist eine 140qm Installation aus verschiedenen aufgeblasenen Räumen, die einer Popup- Architektur gleicht. Vor dem Eintritt in die „Hamamness“ sollten die Besucher ihre Alltagskleidung ablegen. Wichtig ist hierbei, dass es nicht um Nacktheit ging, sondern um das wortwörtliche Ablegen des Alltags und die Gleichstellung jedes Menschen.Auf diese Art und Weise lassen sich keine oberflächlichen Schlüsse auf die Menschen zurückziehen. Nuray Demir legt besonderen Wert darauf, dass während der gesamten Ausstellung das Innenleben nicht dokumentiert wird, um die Privatsphäre der Gäste zu respektieren. Alle Innenräume sind in sich abgeschlossen und dennoch mit einander verbunden. Einige Räume erreichen eine Zimmertemperatur von 40 Grad. Außerdem existieren Waschräume und Massageangebote, bei denen sich die Masseure, die zu Massierenden aussuchen durften. Jedoch ist herauszustellen, dass es weniger um eine Wellnessoase, als um einen neutralen und utopischen Ort des Austauschs ging. Alles soll immersiv wirken, da Gäste, Tanz, Talk und vieles mehr im Austausch stehen. Der Diskurs sollte nicht akademisch sein, sondern eher der Erzählform nachgehen.

Des Weiteren hat das Programm keine geraden Strukturen, wie zum Beispiel das Anhören einer Vorlesung. Dieses Format langweilt Nuray Demir. Sie kommt lieber mit den Menschen in das direkte Gespräch, als sich mit einer allwissenden Person zu unterhalten, bzw. ihr zuzuhören.
In unserem Gespräch mit Nuray Demir war es für uns besonders interessant herauszustellen, wie sie zu solch einem Projekt kam und wann sie persönlich an ihre Grenzen geraten ist.
Die Idee entstand aus ihrem persönlichem kuratorischem Interesse. Der Weg bis zur fertiggestellten Installation war sehr langwierig, da die Planung der Architektur und dessen Umsetzung beinahe drei Jahre in Anspruch genommen haben.
Nuray Demir schilderte eine Situation, in der sie selbst ein wenig Überforderung empfand, die ihr persönlich aber nochmals ihre Aufgaben als Kuratorin nähergebracht haben. Dazu gehörten Begebenheit mit sehr ungeduldigen und diskriminierenden Besuchern.

Nuray Demir/ Michael Annoff
Links zu Social Media Accounts:
Nuray Demir/ Nanna Heidenreich (2017): Unfinished Conversation. Nuray Demir und Nanna Heidenreichs im Gespräch über mögliche Strategen gegen den Exotismus in der (bildenden) Kunst. Die Ordnung der Un_Dinge und eine Postidentität, die nicht machtblind ist. In: Natalie Bayer et. al. (Hrsg.): Kuratieren als antirassistische Praxis. Edition Angewandte, De Gruyter, S. 180-200 —> Handapparat Nada Schroer

 

Michael Annoff (2018): Eine alte Dreiecksbeziehung. Das Verhältnis von Kunst und Ethnografie als Wunsch nach politischer Wirksamkeit. In: Thomas Hengarter et.al. (Hrsg.): Kunst und Ethnographie – zwischen Kooperation und Ko-Produktion. Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Bd. 7. Zürich: Chronos, S.171-193.

2 Antworten auf „Hamamness

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  1. Es war sehr interessant Nuray Demir bei Ihren Ausführungen über ihr Projekt zu-zuhören. Auch den enormen Aufwand von der Planung über die Umsetzung bis hin zur Fertigstellung eines solchen Großprojekts, fand ich sehr beeindruckend. Sie beantwortete unsere Fragen sehr ausführlich und wirkte durch ihre Offenheit z.B. auch über negative Ereignisse im Rahmen ihres Projekts zu berichten, sehr authentisch.

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  2. Das Projekt von Nuray Demir empfand ich als sehr interessant. Sie hat dieses Projekt sehr ausführlich und detailliert beschrieben. Ich fand es ebenfalls gut, dass sie auch die negativen Erfahrungen geteilt hat. Generell hat Nuray Demir deutlich gemacht, wie viel Zeit ein solches Projekt benötigt. Dennoch hat sie verständlich gemacht, dass ihr an diesem Projekt sehr viel lag und sie es mit Leidenschaft gemacht hat.

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